Wir haben uns beim Rahmenbauer nach bereits vorhandenen Rahmen erkundigt, die schnell ausgeliefert werden können. Entschieden hat sich Bernd für einen in den 1980er Jahren gebauten Trekkingrahmen, der damals nicht verkauft werden konnte und deshalb über 30 Jahre gelagert wurde. Er dürfte bis vor ein paar Tagen etwa so ausgesehen haben:
Freunde aus Österreich haben eine Geschichte vom Aufbau eines vergleichbaren Rades im Tour Forum beschrieben.
Der Hinterbau ist auf 135mm ausgerichtet, also für eine MTB-Nabe vorgesehen. V-Brakes gab es damals noch nicht, also hat der Rahmen einen Quersteg als Gegenhalter für eine Cantilever Bremse. Die Rahmenrohre sind etwas dickwandiger als bei Rennrahmen. Erkennbar ist das am Durchmesser der Sattelstütze von 26,4 mm.
Berechnung des Sitzrohrdurchmessers:
- Muffendurchmesser innen 28,6mm minus
- Sattelstützendurchmesser 26,4mm ist gleich 2,2mm. Geteilt durch 2 ergibt sich eine
- Rohrwandstärke von 1,1mm.
- Eine solide Sache!
In meinem persönlichen Magazzino habe ich eine passende Sattelstütze mit dem Velo Schauff Schriftzug gefunden.
Bei Fahrradrahmen ist Handwerkskunst insbesondere an der Verbindung der Sitzstreben mit dem Sitzrohr zu erkennen. SIMONCINI arbeitet hier nicht mit einer Fräse!
Die Gabel ist neu gebaut worden, hat aber einen klassischen Gabelkopf aus der damaligen Zeit.
Anlötteile für Cantilever-Bremsen und Lowrider Gepäckträger sind vorhanden.
Das Steuerrohr hat kein graviertes Firmenlogo. Vermutlich wurde der Rahmen für einen anderen Hersteller gebaut. Ich tippe auf Velo Schauff.
Das Tretlagergehäuse sieht innen sehr sauber aus, keine Spur von Rost ist zu entdecken.
Mit einem Schlauch habe ich die Hohlraumkonservierung im Rahmen versprüht.
Als Lenker kommt ein geschwungenes Exemplar zum Einsatz. Dadurch wird die große Vorbaulänge von 130mm ausgeglichen.
Der Vorbau hat eine Segmentklemmung. Die hält zuverlässig auch mit nur einer Schraube. Dreht man den Vorbau bei der Montage nach rechts um den Gabelschaft geht das ganz leicht. Links herum verkantet sich die Klemmung mit dem Gabelschaft. Das hat damals einige 1" Gabelschäfte aus Carbon zerstört.
Ausgedacht hat sich die Segmentklemmung Ross Shafer, bekannt geworden durch seine Arbeit bei SalsaCycles:
Der breite Lenker ist ideal für ein Fahrrad zum Cruisen in der Stadt und für Radtouren über Land bis etwa 80 km. Für längere Strecken ist ein Rennlenker besser geeignet.
Vermutlich hätte der Rahmen eine so lange Lagerung ohne Lack in Norddeutschland nicht so gut überstanden wie in der Toskana. Insgesamt ist aber Chrom-Molydänstahl ein gutmütiges, robustes Material für einen Fahrradrahmen.
Bis jetzt hat Bernd 320 Euro für den "Telaio Trekking di Magazzino" ausgegeben, die setzen sich wie folgt zusammen:
- telaio con forcella 150€
- verniciatura con marche 130€
- trasporte e imballo 40€
Der zugehörige Nabendynamo wurde radial eingespeicht.
Die verstellbaren Flaschenhalter eignen sich auch für PET-Flaschen.
Bernd wird das Rad auch für Reisen einsetzen. Z.B. ins Ammerland.
Die Kompass-Navigation am Fahrrad ist ein wenig aus der Mode gekommen.
Hier eine Autogrammkarte von Rudi Altig mit dem Trekkingrad.
Update Oktober 2015
Ein Arbeitskollege hat sich auch ein ähnliches Rahmenset gekauft. Und diesmal hat Orlando Simoncini auch Sticker des Rohrherstellers beigelegt. In diesem Artikel ist die Geschichte der Firma FALCK dokumentiert.
Der Hinterbau wurde vor dem Lackieren von 126 auf 130mm geweitet. Dadurch können entweder Rennradnaben, oder, wie in diesem Fall, eine Sturmey Archer DUOMATIC Nabe eingebaut werden.
Die Anlötteile für Unterrohrschalthebel wurden beibehalten.
Die Firma FALCK hat in den 1980er Jahren die Produktion von Stahlrohren eingestellt.